- Nibelungentreue
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NibelungentreueGroße, durch nichts zu erschütternde Loyalität, besonders die unbedingte Bündnis- oder Gefolgschaftstreue, bezeichnet man häufig als »Nibelungentreue«. Allerdings verwendet man den Ausdruck heute gerne dann, wenn man diese Art von Treue als zu kritiklos, zu willfährig und angepasst empfindet. Der deutsche Reichskanzler Bernhard von Bülow (1849-1929) gebrauchte das Wort in einer Reichstagsrede (1909) während der Bosnienkrise, um damit die unbedingte Bündnistreue des Deutschen Reichs zu Österreich-Ungarn zu charakterisieren, die von andern zuvor als »Vasallenschaft« verurteilt worden war. Er bezog sich dabei auf die im »Nibelungenlied«, dem um 1200 entstandenen, mittelhochdeutschen Heldenepos, besungene »heldische Treue«. Vom damals recht verbreiteten politischen Schlagwort wurde der Ausdruck dann zu einem Wort des allgemeinen Sprachgebrauchs.IINibelungentreue,von B. von Bülow geprägtes Schlagwort, mit dem er am 29. 3. 1909 im Reichstag das Verhältnis des Deutschen Reichs zu Österreich-Ungarn nach der Bosnischen Annexionskrise (1908) beschrieb; seit 1914 wurde der Begriff im Sinne unbedingter Bündnistreue oder Hingabe an eine Führerpersönlichkeit häufig gebraucht.
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Ni|be|lun|gen|treue, die; - [nach der im Nibelungenlied (Anfang 13. Jh.) besungenen „heldischen Treue“ von dem dt. Reichskanzler B. v. Bülow (1849-1929) gepr. Bez. für die Bündnistreue zwischen dem Dt. Reich u. Österreich-Ungarn während der Bosnienkrise 1908/09] (oft abwertend): bedingungslose Treue bis in den Tod: ... könnte man verzweifeln an so viel Untertanengeist, der obendrein mit N. verbrämt ist (Dönhoff, Ära 24).
Universal-Lexikon. 2012.